Kitesurfen auf den Kapverden – mit traumhaften Stränden und Wellen

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IBS Publishing Team

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Es gibt sicherlich nähere und grünere Destinationen zum Kitesurfen, aber die Insel Sal auf den Kapverden rund zwei Flugstunden südlich der Kanaren gehört zu den 10 besten Kitespots der Welt und ist gerade im Winter ein absoluter Geheimtipp für Einsteiger und Profis.

 

So wie München selbst Surfer aus Down Under anlockt, um auf der Eisbachwelle zu reiten, ist die Salz- und Wüsteninsel Sal als Teil der Kapverden Cabo Verde ein Magnet für Kiteboarder und Kitesurfer aus aller Welt und laut Red Bull einer der 11 Top-Kitespots überhaupt. Das liegt sicherlich nicht nur an den schönen Stränden, sondern auch an dem locker lässigen Flair auf dem Archipel. Mehr dazu später.

 

Kitesurfing ist nicht gleich Kiteboarding

 

Kitesurfing und Kiteboarding mit Kite wie Papierdrache, landen oft als synonym gebraucht in einer Schublade und haben sich jeweils aus der Windsurf- und Surf-Kultur heraus entwickelt. Aber wie der Kitesport-Sponsor Red Bull in einem anderen Artikel erklärt, gibt es doch feine Unterschiede.

 

So fahren Kitesurfer Directional-Boards, die einem typischen Surfboard ähneln und sind sie dabei vorwiegend auf Wellenreiten spezialisiert. Kiteboarder dagegen fahren sogenannte „Twin-Tip Boards“, die eher an Wake- und Snowboards erinnern und sie oft zu atemberaubenden Sprungtechniken wie Rolls und Flips beflügelt.

 

Als jemand, der in Sankt Peter-Ording die Schulbank gedrückt hat, sollte einem beim Anblick der Kiter und Boarder eigentlich Wehmut oder Heimweh überkommen. Aber der von dort ausgehende Hype, der in der TV-Serie „Gegen den Wind“ aus den 1990ern gipfelte, war lange nach meiner Schulzeit. Und wenn es damals schon Strandsegler gab, hatte ich davon nichts mitbekommen, obwohl ich nach dem Abitur in dem Touri-Hotspot kurze Zeit als Strandwächter tätig war.

 

Gutes Coaching ist wie immer alles

 

Von Surfen und Snowboarding unbeleckt und höhenängstlich zumal, hat es mich auf Sal auch nicht dazu bewegen können, es mal selbst zu probieren. Aber faszinierend ist es schon, wenn wie sich seinerzeit im Januar, in der absoluten Nebensaison, plötzlich Dutzende von Segelschirmen aus dem Wasser erheben und die Weite des weißen Sandstrands so wundervolle Farbtupfer erhält. Nicht auszudenken, wie sich in der Hauptsaison Hunderte von Flugdrachen über den Wellen aufsteigen.

 

Aber selbst in der Saure-Gurken-Zeit, wie wir dachten, gab es die einen oder anderen Kite-Kurse für blutige Anfänger oder auch Fortgeschrittene. Daneben stehen zu bleiben und zuzuschauen, war schon ein Reiz für sich, so wie ein Ausflug zu der Saline im Krater von Pedra Lume, wo man sich wie im Toten Meer mühelos treiben lassen kann.

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Quelle: Adobe Stock/ yanik88

Auf das richtige Equipment kommt es an

 

Was man am Anfang der Kite-Trainings unter anderem lernt ist, wie beim Fallschirmsprung das Equipment und die Slicks oder Leinen richtig hinzulegen und zu drapieren. Hinzu kommen natürlich Trockenübungen, für Kinder ein Riesenspaß, für Erwachsene oft eher ein peinliches „Vergnügen“.

 

Wie oben schon anklingt, gibt es verschiedene Boards oder Surfbretter: Directional Boards sind direkt aus dem Wellenreiten entnommen und laufen zum Bug hin spitz zu, erfordern aber für den Richtungswechsel auch einen Fußwechsel, weil ihnen die Finnen fehlen. Twin Tips oder Twintips sind wie gesagt Ableger vom Wakeboarden, bei dem der Fahrer oder die Fahrerin sich von einem Motorboot ziehen lässt, um Luftmanöver durchzuführen. Die flachere, eckige Bauweise erlaubt wahrhafte Meistersprünge, und je nach Können nimmt die Board-Länge oft auch ab.

 

Dann gibt es noch Mutanten zwischen Twintip und Directional Boards sowie Raceboards und Foilboards oder Hydrofoils, an dessen Unterseite schwertähnliche Verlängerungen befestigt sind. Hinzu kommen verschiedene Leinenarten, 2-Leiner, 4-Leiner und 5-Leiner, sowie Bow-Kites und Softkites, die wie eine Mischung aus Matten und Gleitschirmen aussehen.

 

Fachsimpelei zum Mitreden darf nicht fehlen

 

So wie in jeder Sportart muss man sich natürlich auch einen gewissen Fachjargon aneignen, um überhaupt mitreden zu können. Kite ist das englische Papierdrache, bezeichnet aber auch Finanz- oder Leerwechsel. Ein Lesetipp ist übrigens der später von Marc Forster verfilmte traurig-schöne Roman „The Kite Runner“, zu Deutsch „Drachenläufer“, von Khaled Hossein. Da geht es um Freundschaft, Verrat und Tod, den Einmarsch der Sowjets und die Flucht aus Afghanistan. Der große rote Faden ist aber die Liebe zum Drachenfliegen. Mehr sei hier nicht verraten.

 

Die Air Time kann je nach Wind und Geschick von wenigen Sekunden bis zu einer halben Minute oder mehr betragen. Aspect-ratio ist das Verhältnis zwischen Breite und Höhe des Kites, High-end und Low-end bezeichnen Windeigenschaften, die Leading-Edge die Anströmkante des Kites, die Trailing-Edge als Gegenteil der Leading-Ede die Abströmkante des Kites. Gemeint ist die Kante, über den der Wind den Drachen verlässt oder zuletzt berührt.

 

Was die Kapverden so reizvoll macht

 

Trotz der traurigen Vergangenheit als Dreh- und Angelpunkt des transatlantischen Sklavenhandels herrscht eine eher locker bis fröhliche Atmosphäre über dem Inselstaat, der sich erst 1975 von Portugal unabhängig erklärt hatte. Wer etwas von dem Flair spüren will, sollte im Internetradio surfen und einer der neun Sender aus Kap Verde beziehungsweise Cabo Verde aufsuchen, und mit etwas Glück hört man in der Mischung aus Afro-Pop und kreolischer Musik auch die 2011 verstorbene „barfüßige Diva“ und berühmteste Nationalikone Cesária Évora, die 2006 auf ihrer letzten großen Europa-Tournee auch Deutschland verzaubert hatte.

 

Die Pauschalreiseangebote von ab etwa 1.000 Euro für eine Person und Woche auf Sal sind natürlich nicht mit denen auf die Kanaren vergleichbar. Aber erstens schlägt da der höhere Flugpreis zu Buche, zweitens logiert man bei den wenigen Hotels auf den Kapverdischen Inseln meist auch etwas exklusiver. Dabei fallen die Zimmerpreise mit ab 53 Euro pro Tag oft gar nicht so sehr ins Gewicht. Und auch sonst kann man auf der Insel Sal für vergleichsweise wenig Geld speisen und trinken.

 

Nur wenige Top-Kitespots liegen so nah

 

Die meisten anderen der von Red Bull genannten Top 10 Kitespots sind viel weiter weg: Auf Platz 1 ist Maui auf Hawaii, auf Platz 2 Kite Beach im südafrikanischen Cape Town, Platz ist aber schon Tarifa an der spanischen Costa de la Luz mit einem 10 Kilometer langem weißen Sandstrand, gefolgt von La Ventana an der Baja California in Mexiko und Kalptiya in Sri Lanka auf Platz 4 und 5. Essaouira etwa auf der Höhe von Marrakesch auf Platz 6 wäre für Europäer eine gute Alternative zu Tarifa und der Kapverden-Insel Sal.

 

Mui Ne an der Pazifikküste in Vietnam auf der Höhe der Ho-Chi-Minh-Stadt und Cumbuco im Nordosten von Brasilien sind viel weiter weg. Aber auf Platz 9 folgt mit Sotavento auf der Kanareninsel Fuerteventura wieder ein europäischer Kitespot, der von München etwa nur viereinhalb Flugstunden entfernt ist. Der schnellste Flug nach Sal dauert dagegen sechseinhalb Stunden, mit Zwischenstopp oder -stopps sind es in der Regel aber über acht Stunden. Sal ist im Red-Bull-Ranking der heißesten Kitespots wie gesagt auf Platz 10, an letzter Stelle gefolgt von Paracas im Südwesten Perus.

Statement

Kitesurfen ist eine faszinierende und sehr ästhetisch aussehende Sportart, braucht aber auch die richtige Location. Die Kapverden-Insel Sal ist, wie der Name schon vermuten lässt, eher salzig und wüst, lockt aber mit Stränden und Wellen, von denen Surfer nur träumen können. Etwas Exklusivität ist bei den Preisen auch dabei, aber viele Inseln suchen gar nicht mehr den Massentourismus, um nicht wie andere oder Venedig darin unterzugehen. Eingefleischte Kitesurfer haben damit ohnehin nichts am Hut.   

Quelle Titelbild: Adobe Stock / olenatur



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