Deutschlands schnellste 14-jährige – Emilia im exklusiven Gespräch bei InspiredBySports

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IBS Publishing Team

Nach anfänglicher Kritik konnten die deutschen Leichtathleten ihre Stärke bei den European Championships unter Beweis stellen. Doch auch der Nachwuchs steht bereits in den Startlöchern und trainiert fleißig. Wir haben exklusiv mit der Nachwuchssprinterin Emilia gesprochen.

Trotz ihres vermeintlich jungen Alters von 14 Jahren weiß Emilia ganz genau, wo die Reise einmal hingehen soll: Mit dem deutschen A-Kader zu den olympischen Spielen. Obwohl es bis dahin noch etwas dauert, zeigt Emilia bereits beachtliche Leistungen. Erst dieses Jahr lief sie bei den bayrischen Meisterschaften 12.34 sec auf 100m und ist damit die schnellste 14-jährige Deutschlands. In einem exklusiven Gespräch haben wir uns mit ihr zum Thema Schule, Training und ihre großen Träume ausgetauscht.

IBS: Hallo Emilia, schön, dass es mit unserem Interview funktioniert hat. Herzlichen Glückwunsch zu deinem großen Erfolg bei den bayrischen Meisterschaften. Du bist nun mit 12.34 sec über 100m die schnellste 14jährige Deutschlands. Wie fühlt sich das an?

Emilia: Es fühlt sich nicht real an. Das war für diese Saison zwar mein Wunsch, ich wusste aber nicht, ob er in Erfüllung gehen würde, da ich sehr lange intensive Probleme mit meiner Knochenhaut hatte und dann eine Entzündung in der Fußsohle. Dieses Ziel am Ende doch noch erreicht zu haben – im letzten Wettkampf – darüber bin ich super glücklich und natürlich sehr zufrieden.

IBS: Können wir annehmen, dass das dein Lieblingswettkampf in diesem Jahr war?

Emilia: Auf jeden Fall. Ich habe eine enorme Entwicklung gesehen, die ich gemeinsam mit meinen Trainern erarbeitet habe – 7 Zehntel auf 100m verbessert in 11 Monaten.

IBS: Fokussierst du dich dann im Training eher auf langfristige Ziele oder auf die bevorstehenden Wettkämpfe? Inwiefern passt du dein Training darauf an?

Emilia: Im Moment sicherlich mehr kurzfristig. Man plant zwar im Großen über mehrere Monate, wie beispielsweise Muskelaufbau, Ausdauer usw. – aber konkrete Trainingseinheiten fokussieren sich dann immer auf den nächsten Wettkampf. Wie das in Zukunft aussieht, weiß nur meine Trainerin. Bis jetzt plant sie alles für mich und informiert mich wöchentlich über meine Trainingseinheiten.

IBS: Wie oft trainierst du die Woche?

Emilia: 3 Mal die Woche morgens vor der Schule und 2-3 Mal die Woche abends nach der Schule.

IBS: Wow, schon direkt morgens vor der Schule. Wie schaffst du es Schule und Training unter einen Hut zu bringen?

Emilia: Ich bin auf einer Eliteschule des Sports, was mir vieles erleichtert. Allein die Schulzeiten sind auf uns Sportler abgestimmt, was bereits eine Menge ausmacht und es uns somit auch ermöglicht, die Trainingseinheiten vor und nach der Schule wahrzunehmen. Der Stoff bleibt für uns aber derselbe wie für jeden anderen Schüler auch. Wir müssen eben zuschauen, wie wir das Lernen in unseren Tagesablauf integrieren. Darauf gehen manche Lehrer sehr toll ein, wohingegen andere schon etwas genervt sein können, wenn wir wieder einmal den Unterricht aufgrund von Wettkämpfen oder Trainingslagern verpassen. Alle Seiten müssen hier zusammenhalten und flexibel sein.

Am Ende ist aber auch das online Angebot sehr wichtig, denn ohne den Schulstoff jederzeit von unterwegs abrufen zu können, wäre es gar nicht erst möglich. Die Eliteschule ist schon sehr bemüht, uns so gut wie möglich zu unterstützen.

IBS: Wie sieht da ein normaler Tagesablauf inklusive Training bei dir aus?

Emilia:

6.30h aufstehen, frühstücken, fertigmachen

7.00h Abfahrt zum Training 

7.45h bis 9.30h Training am Olympiagelände (Werner-von-Linde-Halle) – danach mit Shuttlebus zur Schule

10.00h Schulbeginn

16.30h Ende des Schultages und wieder zurück zum Olympiagelände

17.00h / 17.30h Beginn Abendtraining

19.30h Heimfahrt nach Dachau

20.00h Abendessen / duschen / lernen 

22.00h Schlafen gehen

IBS: An Trainingstagen hast du ein ganz schönes Pensum zu erfüllen. Bleibt dir da auch generell die Zeit für andere Freizeitaktivitäten?

Emilia: Das auf jeden Fall. Ich habe zwar immer bis halb fünf Schule, jedoch habe ich trotzdem Zeit das zu tun, was mir Spaß macht. Wenn ich am Wochenende keine Wettkämpfe habe, treffe ich mich dann gerne mit Freunden oder verbringe Zeit auf der Pferderanch meiner Cousine. Ich reite sehr gerne, helfe nach Möglichkeit aber auch im Stall mit aus.

IBS: Jetzt haben wir schon so viel über deine sportliche Leistung unterhalten. Doch wie bist du eigentlich zum Sport gekommen? Seid ihr sozusagen eine Leichtathletikfamilie?

Emilia: Nicht direkt, ich habe ein paar Jahre in Dachau geturnt. Dort gab es bei manchen Wettkämpfen laufen, werfen und Weitsprung als Zusatzdisziplinen. Es war deutlich zu erkennen, dass das Laufen und Springen eher meine Stärken sind als das klassische Turnen. Deshalb bin ich 2018 schließlich zur Leichtathletik gewechselt.

Ein Stückweit schließt sich damit auch der Kreis. Meine Großmutter war mehrfache Tiroler Meisterin und Bronze-Medaillengewinnerin über die 80m Hürden bei den Österreichischen Meisterschaften in den 1960er Jahren. Sie behauptet natürlich, dass ich mein Talent von ihr habe. Aber meine Mutter war auch eine gute Sprinterin und als 10-12-jährige Tiroler Meisterin im Kurzsprint. Und meine Eltern sind gemeinsam weltweit einige Marathons gelaufen – wie man sieht, läuft irgendwie jeder in meiner Familie.

IBS: Dann kommst du wahrlich aus einer sehr sportlichen Familie. Ich nehme an ihr habt die European Championships in München ebenfalls verfolgt. Inwiefern glaubst du war das Sportevent eine ideale Werbebühne für die Leichtathletik?

Emilia: Wenn man die Stimmung im Stadion hautnah miterlebt hat, kann man nur Fan der Leichtathletik geworden sein. Das war der Wahnsinn – diese Begeisterung. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das auch auf Menschen übertragen hat, die vorher keine Berührungspunkte mit der Leichtathletik hatten. Eine bessere Werbung gibt es für einen Sport nicht. Doch auch viele meiner Freunde, die es „nur“ im TV gesehen haben, wurden total mitgerissen.

IBS: Dann ist es bestimmt ein Traum von dir eines Tages auch bei einem solchen Großevent starten zu dürfen?

Emilia: Natürlich ist es mein Ziel bei den Europameisterschaften oder sogar den olympischen Spielen für Team Deutschland an den Start zu gehen. Doch bis dahin fokussiere ich mich auf meine bevorstehenden Wettbewerbe. So darf ich nächstes Jahr erstmals zu den Deutschen U16 Meisterschaften fahren. Dafür war ich dieses Jahr noch zu jung.

IBS: Emilia, vielen Dank für das tolle Gespräch und den Einblick in deinen Alltag. Wir wünschen dir viel Erfolg für deine bevorstehenden Wettbewerbe.

Statement

„Beim Sprint spielt sich alles in wenigen Sekunden ab. Da sind Fokus und mentale Stärke meiner Meinung nach am wichtigsten. In anderen Disziplinen gibt es drei Versuche, um sein Bestes zu zeigen. Beim Sprint wird dagegen nichts verziehen. Ein Fehlstart und du bist raus!“

Quelle Titelbild: Sophie Reuter Photography



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