Was ist eigentlich Wushu und was der Unterschied zu Kung Fu?
Wushu und Kung Fu sind meist synonym gebrauchte Begriffe für chinesische Kampfkunst, auch wenn es graduelle Unterschiede gibt. Welche das sind, was jeweils dazu gehört und was die Faszination chinesischer Kampfkunst ausmacht, das erfahrt Ihr hier.
Martial Arts oder Mixed Martial Arts (MMA) ist der englische Oberbegriff für verschiedene Nahkampfsportarten und trifft vom Wortsinn her am ehesten das, was unter dem chinesischen Begriff Wushu zu verstehen ist.
MMA wird dabei meist mit fernöstlichen Kampfkünsten in Verbindung gebracht, obwohl das auch brasilianische Freistile wie Vale Tudo ( „Alles gilt“) einschließt und je nach Definition auch die lange vor Christus im alten Griechenland schon olympisch gewordenen Disziplinen wie Ringen und Boxen.
Auch durch die Filmindustrie beflügelt, schießen die MMA-Schulen gerade wieder wie die Pilze aus dem Boden. In Deutschland ist der Anteil der Aktiven und der passiv Zuschauenden mit sechs und sieben Prozent schon beachtlich. In Polen sind es laut Statista aber neun und 19 Prozent, in Brasilien sogar zehn und 26 Prozent.
Trennlinie Angriff und Verteidigung
Martial Arts oder Mixed Martial Arts (MMA) ist der englische Oberbegriff für verschiedene Nahkampfsportarten und trifft vom Wortsinn her am ehesten das, was unter dem chinesischen Begriff Wushu zu verstehen ist. MMA wird dabei meist mit fernöstlichen Kampfkünsten in Verbindung gebracht, obwohl das auch brasilianische Freistile wie Vale Tudo ( „Alles gilt“) einschließt und je nach Definition auch die lange vor Christus im alten Griechenland schon olympisch gewordenen Disziplinen wie Ringen und Boxen.
Auch durch die Filmindustrie beflügelt, schießen die MMA-Schulen gerade wieder wie die Pilze aus dem Boden. In Deutschland ist der Anteil der Aktiven und der passiv Zuschauenden mit sechs und sieben Prozent schon beachtlich. In Polen sind es laut Statista aber neun und 19 Prozent, in Brasilien sogar zehn und 26 Prozent.
Wushu (武術 oder als Kurzzeichen 武术, Mandarin: wǔshù), umfasst im weiteren Sinne vor allem auch japanische und koreanische Kampfsportarten wie Karate („Leere Hand“), Judo (der „weiche Weg“), Kendo („Weg des Schwertes“) und Taekwondo (Kickboxen). Die Chinesen haben den Begriff aber früh für die eigenen Kampfkünste beansprucht und das in den 1950er Jahren nochmal untermauert, als die junge Volksrepublik China damals alle auf Angriff und Verteidigung ausgelegten chinesischen Kampfsportarten zusammenfasste.
Kung Fu, chinesisch 功夫, auf Mandarin und Kantonesisch fast identisch gōngfu beziehungsweise gung1 fu1 ausgesprochen, könnte man dem Wortsinn nach mit „Mühe macht den Meister“ (夫) übersetzen. Eigentlich steht der Begriff für alle erlernten Kunstfertigkeiten oder Fähigkeiten einschließlich Handwerk, Musik, Malerei und Kalligraphie. Die Vereinnahmung für chinesische Kampfkünste erfolgte relativ spät erst im 19. Jahrhundert.
Die englische Schreibweise mit „K“ ist wie bei Peking statt Beijing übrigens auf ältere Umschriften zurückzuführen. Im Unterschied zu Wushu ist Kung Fu weniger auf Angriff, sondern in erster Linie auf Verteidigung, auf die körperliche und geistige Fitness und auf die eigene Vervollkommnung aus.
Qigong ist mehr als nur Woodoo-Zauber
Da fließt auch chinesische Philosophie einschließlich der Lehren von Yin und Yang, den acht Trigrammen oder Bagua des I Ging (Yijing), den fünf Elementen, den zehn Himmelsstämmen und den zwölf Erdzweigen analog zu den 12 Tierkreiszeichen mit ein. Sehr schön zeigt das der Wuxia-Film „Hero“ des chinesischen Altmeisters Zhang Yimou von 2002, auch wenn der für Nicht-Chinesen etwas verworren erscheint. 武俠 (Wǔxiá) könnte man mit in Wushu bewanderten fahrenden chinesischen Rittern übersetzen. 仙俠 (Xiānxiá) erhebt das in die Fantasy-Welt der Mythologie, Märchen, Geister und Feen.
Besonders in Xianxia-Filmen sieht man oft männliche oder weibliche Qigong Master und wie sie den eigenen Qi– oder Energiefluss von der Ferne aus auf ihre Gegner:innen lenken können, um sie auszuknocken oder zu töten. Das ist natürlich Woodoo-Zauber, aber auch nicht ganz so abwegig. Denn wie manch eine/r vielleicht selbst erlebt hat, kann Qigong (氣功, qìgōng), auch Chigong geschrieben, tatsächlich quasi berührungslos Wärme oder Heilkräfte übertragen und jemandem das Trommelfell zum Knacken oder gar zum Zerplatzen bringen.
Qi (氣 oder als Kurzzeichen 气) klingt auf Mandarin wie -tschi in Hatschi, wird Japanisch Ki, auf Koreanisch Gi ausgesprochen und bedeutet eigentlich Luft, Gas oder Atem. Hier steht es aber für den kosmischen oder eigenen Energiefluss. Meist dient es so wie Taiji oder Taijiquan (auch Schattenboxen genannt) der Meditation, Konzentration und Kultivierung des eigenen Körpers. Insofern zählen Qigong und Taiji eher zu den auf Verteidigung bedachten inneren oder weichen Kung-Fu-Stilen.
Neijia und Waijia: Weiche und harte Kampfkünste
Bei anderen Kampfkünsten sind die Grenzen teils fließend. Das trifft unter anderem auf das im Westen durch Bruce Lee und seinen Lehrer Ip Man oder Yip Man bekanntgewordene Wing Chun zu.
Namensgebend für den Stil war eine junge Frau, die im 18. Jahrhundert bei einer der „fünf Ältesten des Shaolin“ Hilfe suchte, um sich gegen einen Rüpel wehren zu können, der sie immer wieder bedrängte.
Die aus dem angeblich von den mandschurischen Qing-Truppen zerstörten südlichen Shaolin-Klosters geflüchtete Äbtissin Ng Mui brachte ihr einige einfache Techniken bei.
Der Jugendliche trainiert hier an einer von Ip Man für Wing Chun entwickelten Holzpuppe. Bildquelle: iStock
Daher hatte Wing Chun (auch Ving Tsun geschrieben) lange den Ruf als Frauenverteidigungskünste weg. Ip Man hatte damit aber als prägend endgültig aufgeräumt, wie die gleichnamige Filmreihe mit einem genialen Donnie Yen als Großmeister zeigt.
Andere Nonnen und Mönche heuerten unter anderem auf Booten an und lernten, mit Langrudern und Essstäbchen als Hieb- und Wurfwaffen zu kämpfen und bereicherten so Wing Chun. Insgesamt ist der Stil aber defensiv und immer auf Abwehr der Körpermitte bedacht geblieben, während Karate und Shaolinquan (wörtlich „Faust des Shaolin“) eher von außen nach innen gerichtet sind.
Stilpanoptikum in „Kung Fu Panda“
Dennoch zählt Wing Chun so wie Chang Quan (Langfaust), Ying Zhao Quan (Adlerklauenstil) und Tang Lang Quan (Gottesanbeterinnen-Stil) zu den sogenannten äußeren oder harten Waijia-Stilen mit dem aus Indien stammenden buddhistischen Mönchen Bodhidharma als Urvater. Der hatte sich 523 nach Christus im nördlichen Shaolin-Kloster in der Provinz Henan niedergelassen und dort auch den mediativen Chan- oder japanisch Zen-Buddhismus entwickelt.
Taiji, Wudang, Qigong, Baguazhang („Handballen der acht Trigramme“) und Yiquan zählen wiederum zu den inneren oder weichen Neijia– oder Neijiaquan-Stilen. Wer andere Stile kennenlernen will, muss sich nur die Dreamwork-Zeichentrick-Reihe „Kung Fu Panda“ anschauen.
Da sieht man in den tierischen Helden verkörpert unter anderem den Tiger,- Affen-, Kranich-, Schlangen-, Drachen- und Leopardenboxen (Baoquan). Tiger, Drache, Leopard, Schlange und Kranich machen das „5-Tieresystem des Shaolin“ aus. Selbst der Altmeister Oogway im Film ist einem von Meeresschildkröten (wūguī) abgegucktem Stil entsprungen. Wer dem dicken Panda Po den Drachenkrieger nicht abkauft, wird wie hier auf YouTube über die chinesischen Suchbegriffe 熊貓 (xiōngmāo, Panda) und 武术 vielleicht eines Besseren belehrt.
Was man in Wuxia-Filmen wie in den Schulen aber auch lernt, ist, dass sich Aggressivität nicht auszahlt und sich schnell gegen einen richten kann, so wie eine Gartenharke, wenn man darauf tritt.
Statement
Grundsätzlich sollten bei fernöstlichen Kampfkünsten, wie übrigens auch beim Boxen, die Verteidigung, die körperliche Bewegung und Fitness im Vordergrund stehen. Geist und Seele profitieren auch davon, weshalb Ärzt:innen manchmal regelrecht dazu raten, sich im Kampfsport abzureagieren.
Quelle Titelbild: pixabay / Mohamed Hassan
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