CHALLENGE THE WATER

Aufgrund der sehr hohen Instabilität des Knies wurde mir geraten das Knie innerhalb von 10 Tagen operieren zu lassen. Zwar könnte man dem Innenband ca 6 Wochen zur selbständigen Regenerierung lassen, um dann das Kreuzband zu operieren, aber man befürchtete, dass die Stabilität des teilweise am Knochen ausgerissenen Innenbandes nicht gut genug verheilen würde, da das Knie nach außen sehr weit „aufklappbar“ war. (Bei der OP 30 Grad). 5 Tage nach dem Unfall wurde ich daher in München operiert und bekam einen neuen Kreuzbandersatz mit der Semitendinosus-Sehne.

Die OP verlief gut – ich selbst hielt die Krankenschwestern durch niedrigen Blutdruck und Kreislaufprobleme in Schach, indem sie mich mit dem Rollstuhl manchmal auffangen mussten. Natürlich wurde ich dann mit gutem Schweinsbraten und Kaffee wieder aufgepäppelt.

Die Post-OP-Phase ist vor allem dazu da dem Innenband die notwendige Ruhe zu geben. So verdonnerte man mich zu 6 Wochen Krücken und Orthese tragen. Leider hatte diese Bewegungseinschränkung zur Folge, dass das Knie an Beugung und Streckung litt, sodass ich nun sehr viel an der Mobilisierung arbeiten muss und der eigentliche Muskel – und Stabilitätsaufbau noch nicht wirklich starten konnten.

NICE TO KNOW

Bei jeder Knieverletzung haben mir folgende Sachen sehr geholfen:

• das Knie hochlagern, sodass es auch mal über dem Herzen liegt, um den Abbau der Schwellung zu fördern -> dazu viel trinken (kein Alkohol ;) )
• Quarkwickel und „Retterspitz äußerlich“ bringen immer eine angenehme Kühlung und fördern die Heilung auf natürlicher Basis
• Auch wenn es schwer fällt, sollte man schon kurz nach der OP versuchen, das Knie etwas zu bewegen und die Muskulatur immer mal wieder anzuspannen. Hier helfen auch TENS/EMS Geräte, mit denen man durch Elektroden z.B. die Oberschenkelmuskulatur stimulieren kann, ohne das Knie zu beeinträchtigen. (Absprache mit Arzt notwendig)
• Ansonsten einfach mal versuchen in den Alltag wieder reinzukommen, damit der Kopf auch abschalten kann. Zur körperlichen Regeneration zählt einfach auch die mentale Seite.

EXPERT EXPERIENCE

Meine Erfahrung ist, dass man Geduld mit manchen Bewegungen haben muss. Nach recht kurzer Zeit hatte ich keine Schmerzen mehr beim Auftreten und konnte mir vorstellen, fast schon zu joggen. Die Beweglichkeit bei meiner ersten Kreuzband-OP hätte dies auch locker zugelassen, aber da es sehr kurz nach dem Eingriff selbst war, hätte es dem Kreuzband geschadet. Auf der anderen Seite gibt es Bewegungen, die können recht schmerzhaft sein; wie z.B. das Strecken und Beugen. Hier wiederum ist es essentiell wichtig, immer wieder an den Schmerzpunkt heranzugehen, um die Beweglichkeit zu verbessern.(Je nachdem natürlich, wie weit man beugen und strecken darf.) Eine Schutzhaltung ist hier nicht angebracht.

CHALLENGE

Da ich schon einen Kreuzbandriss hatte, der konservativ behandelt wurde, als auch einen isolierten Kreuzbandriss, der operiert wurde, kann ich sagen, dass die Kombination aus Innenbandriss und Kreuzbandriss mit OP die für mich schwierigste Verletzung ist. Grund herfür ist, dass man bei einer OP mit isoliertem Kreuzbandriss relativ schnell wieder ohne Krücken unterwegs ist und  mit dem Training starten kann. Die 6 Wochen Krücken bei meiner jetzigen Verletzung haben mich sehr zurückgeworfen, was Beweglichkeit und Stabilität anbetrifft. Es ist schwierig, das Knie einerseits zu schonen und andererseits aber auch zu fordern. Wilde Vernarbungen und Verklebungen, die recht schnell nach der OP einsetzen, müssen wieder aufgerissen werden, was recht schmerzhaft sein kann und man oftmals Angst hat, dass vlt  das Implantat beschädigt werden könnte, wenn die Therapeuten das Knie hin- und herbewegen. Diese Bedenken sind in der Regel unbegründet, jedoch ist es wichtig, sich nicht nur einen Kniespezialisten als Operateur zu suchen, sondern auch bei der Physiotherapie einen Therapeuten mit Erfahrung von  Kreuzbandverletzungen an der Hand zu haben.

YOUR EXPERT

Claudia Ott

STATEMENT

Eine Kreuzbandverletzung ist und bleibt eine schlimme und doofe Verletzung. Die Kombination mit einem Meniskusschaden und/oder Innenbandverletzung etc. macht die Sache noch komplizierter. Dennoch sollte man nie vergessen, wie viele Sportler es geschafft haben, nach solch einem Rückschlag auch wieder in den Profisport zurück zu kommen. Beste Beispiele hierfür sind Lindsey Vonn und Holger Badstuber. Gerade in der ersten Phase scheint die lange Rehabilitationszeit unüberwindbar und man braucht eine Menge Motivation um sich jeden Tag aufs Neue aufzurappeln. Die Nächte rauben einem durch das Tragen der Orthese den letzten Nerv und am Morgen hat man das Gefühl, dass man einfach keine Fortschritte macht. Gefühlt jeder andere ist natürlich gerade beim Kiten, Snowboarden oder Mountainbiken. Nur man selbst nicht. So blöd es klingt, aber da muss man einfach durch. Facebook und Instagram vielleicht einfach mal ausschalten und sich auf sich selbst und seinen Körper konzentrieren. Durch solch eine Verletzung kann man nämlich auch viel lernen, wenn man sich darauf einlässt. Das generelle Körpergefühl wird gestärkt und man kann sogar irgendwann einen Wetterumschwung von warm zu feucht-kalt anhand leichter Knieschmerzen vorhersagen. Das wollte man doch schon immer mal können, nicht wahr?! Von daher muss man unbedingt die positiven Seiten sehen und warum nicht einfach einen Urlaub in so ca. 9 Monaten buchen?! Dann hat man etwas, worauf man sich freuen kann und man wird definitiv stärker zurückkommen.

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