Olympia 2024: Platz 10 sollte immer noch ein Grund zur Freude sein

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IBS Publishing Team

Dass Deutschland im Medaillenspiegel bei den Olympischen Sommerspielen auf Platz 10 abgerutscht ist, scheint die verhaltene Stimmung im Land widerzuspiegeln. Das ist aber kein Drama, sondern immer noch ein Grund zur Freude.

 

Ja, so wenig Edelmetall gab es noch nie seit der Wiedervereinigung für das olympische Sommerteam. Einige werden sich wohl noch erinnern, dass die damals frisch vereinte Bundesrepublik 1992 in Barcelona mit 33 Gold-, 21 Silber- und 28 Bronzemedaillen sogar den dritten Platz sichern konnte.

 

Diesmal reichte es insgesamt für 33 Medaillen und Platz 10. Gemessen an der Größe und Einwohnerzahl ist das aber immer noch Gold wert und nach einer Neuauflage des Fußball-Sommermärchens kein Grund, Deutschland als Sportnation abzuschreiben.

 

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So viele Medaillen waren es diesmal insgesamt für Team D: 12 × Gold, 13 × Silber und 8 × Bronze.

 

Zwölfmal Gold ist schon etwas

 

Es fing mit Gold für das Magdeburger Schwimm-Ass Lukas Märtens über 400 Meter Freistil so gut an dieses Jahr. Als zweiter „Goldjunge“ für Deutschland folgte Michael Jung mit seinem Pferd Chipmunk im Vielseitigkeitsreiten, darauf dann Oliver Zeidler im Einer-Rudern – Bootsname unbekannt.

 

Gold Nummer vier holte sich im Schlosspark von Versailles vor herrlicher Kulisse die Dressur-Équipe um die mittlerweile 55-jährige Isabell Werth, die sich damit ihr achtes Olympia-Gold in 32 Jahren holte. Ihre Mitstreiterin Jessica von Bredow-Werndl konnte sich im Dressur Einzel auf ihrer 17 Jahre alten Stute Dalera durchsetzen und ihr zweites Doppelgold nach Tokio einfahren oder besser -reiten.

 

Viermal in Gold beißen konnte dann die deutsche Mixed-Staffel im Triathlon. Ganz aus dem Häuschen waren nicht nur sie, sondern auch die Basketball-Legende Dirk Nowitzki, als die 3×3-Riege der Frauen im Finale die Spanierinnen besiegte. Christian Kukuk durfte dann auf Checker das erste Spring-Gold seit 24 Jahren für Deutschland bejubeln.

 

Großes Kino: Rhythmische Sportgymnastik

Die nächsten beiden Goldmedaillen für Deutschland haben sich die Vierer- und Zweier-Kajak-Olympioniken der Männer erkämpft. Ganz großes Kino war die Darbietung der erst 17-jährigen Darja Varfolomeev in der Rhythmischen Sportgymnastik.

 

Die in Westsibirien geborene deutsche Sportgymnastin ging in Paris nach den Disziplinen Reifen, Ball, Keulen und Band mit 142,850 Punkten ganz klar als Siegerin hervor.

Sie kam erst mit 12 Jahren zunächst ohne ihre Eltern nach Deutschland, um in dem Internat des Deutschen Turner-Bundes (DTB) in Feldbach-Schmiden ihre schon mit drei Jahren begonnene Ausbildung fortzusetzen.

Mit 17 keine Träume mehr? Gold für die Kunstturnerin Darja Varfolomeev. Bildquelle DTB / Tom Weller

Als wohl größte Überraschung auch für sie selbst hat die Karlsruherin Yemisi Ogunleye schließlich Gold im Kugelstoßen errungen. Denn noch nie vorher hat sie unter freiem Himmel die 20-Meter-Marke geknackt, und das in Paris sogar auf den Zentimeter genau.

 

Soweit die deutschen Goldmädels und -jungs der diesjährigen Sommerspiele. Gemessen an Platz 9 in Tokio drei Jahre vorher ist das aber keine wirkliche Verschlechterung und Platz 10 für die gesamte deutsche Olympiariege im wahrsten Sinne des Wortes immer noch Gold wert. Und dass es die Weitspringerin Malaika Mihambo trotz einer Post-Covid-Schwäche schaffte, mit 6,98 Metern Silber zu holen, auch.

 

Wie es vielleicht wieder mehr Medaillen werden könnten

 

Die USA haben diesmal mit 126-mal Edelmetall, davon 40 Gold- und 44 Silbermedaillen, nahezu alles abgeräumt und den heimlichen Favoriten China mit 91-mal Edelmetall auf Platz 2 verwiesen. Frankreich, Australien und Großbritannien kamen mit 65-, 64- und 53-mal Edelmetall zwar auf mehr Medaillen, Platz 3 ging aber an Japan. Denn das Land der aufgehenden Sonne kam auf 20 Goldmedaillen. Australiens Mannschaft brachte dagegen nur 18-mal Gold nach Hause, womit Down Under sich mit einem guten vierten Platz begnügen musste.

 

Von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron heißt es, dass er die üppigen Gelder für die Olympischen Sommerspiele nur mit der Maßgabe bewilligt hat, dass das französische Team mindestens auf Platz 5 landet. Und die Athlet:innen des Landes haben wie gewünscht geliefert, was möglicherweise auch an einer besseren, zentralisierten Sportförderung liegt.

 

Was Deutschland von der Olympiade außer den 33 Medaillen mitnehmen kann, ist vielleicht der Gedanke, wieder mehr in die Sportförderung hierzulande zu investieren und wie in Frankreich zentralistischer aufzustellen. Dazu gehören auch mehr Wertschätzung für den Schulsport und die (finanzielle) Unterstützung der zahllosen kleinen Sportvereine in Deutschland.

 

Aus der Nähe betrachtet sind viele der Medaillen anderer Nationen ohnehin für einen viel zu hohen Preis, den der körperlichen wie geistigen Gesundheit der Athlet:innen, erkämpft. Und vor dem Hintergrund der auch in diesem Jahr zahlreichen Dopingskandale ist ein hart, aber sauber erreichter zehnter Platz aller Ehren wert.

 

 

Quelle Titelbild: pixabay / myshoun KI-generiert

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